Was man im Garten für´s Leben lernt

Alles hat seine Zeit. 

Der motiverte Gärtner hat den langen Winter damit verbracht, seine Nase in Gartenbücher zu stecken, "Monty Don-Videos" zu schauen und bereits viel Geld in Samen und Pflänzchen-Bestellungen investiert. Nun möchte er endlich starten. Raus in den Garten, umgraben und säen… Doch, wenn es noch nicht an der Zeit ist, ist alle Müh´ umsonst und das Geld beim Fenster hinausgeworfen. Geduld ist gefragt, bis die Bedingungen stimmen und es nicht mehr allzu heftige Überraschungen bzgl. des Wetters gibt. Bis dahin ist die Zeit nicht vertan, sich gut auf die kommende Saison vorzubereiten und sich auszuruhen, um dann fit zu sein, wenn es losgeht. 

 

Je besser der Boden vorbereitet ist, desto sicherer der Erfolg. 

Bevor die Pflänzchen endlich ins Beet gesetzt werden, muss der Boden vorbereitet werden. Da heißt es, grobe Wurzelreste aus dem Vorjahr und Unkraut auszureißen, Steine aufzusammeln, Abgrenzungen zu stecken, den Boden zu lockern etc. Wenn alles fertig und der Boden feinkrümelig und eben ist, ist es an der Zeit, die Babys ins Freie zu übersiedeln oder Samen in die Erde zu legen. So starten sie unter den besten Bedingungen in ihr neues Leben.

 

Wenn ich einen Apfelkern säe, wird daraus ein Apfelbaum.

Ein Same ist wie ein Mikrochip, der alles enthält. Das ist der Bauplan für die gesamte Pflanze. Hier ist alles verdichtet wie in einem Symbol. Der Gärtner muss wissen, welche Samen er wann und wohin sät. Wenn er bewusst und achtsam seine Entscheidungen trifft, kann er sich sicher sein, dass seine Saat aufgeht und er später die Früchte erntet, die er sich gewünscht hat.

 

Extreme führen meistens zu nix.

Genauso wenig wie Mensch und Tier für Tage oder Wochen auf Vorrat essen oder trinken können, bringt es nichts, seine Pflänzchen einem Tsunami auszusetzen, weil man für ein paar Tage oder gar Wochen auf Urlaub fahren möchte. Nix da, ein Garten braucht kontinuierlich Wasser, Pflege, Dünger und Aufmerksamkeit. Einen Garten anzulegen ist eine Entscheidung für ´s Leben; für´s eigene und das der Pflanzen, die darin leben. Klingt pathetisch, ist aber so. Außer man möchte einen Urwald oder eine Steppe. Dann regelt sich eh alles von alleine.

 

Nervige Ameisen sind nützlich gegen nervige Blattläuse. 

Meistens gibt es im Frühjahr eine Ameisenstraße quer durchs Haus. Woher sie so plötzlich und vor allem in dieser Anzahl kommen, wohin sie gehen… man weiß es nicht. Ärgerlich jedenfalls und in dunklen Momenten überlegt man schon, ob man sie nicht doch vielleicht … Aber dann, wenn im Garten auch plötzlich und in rauhen Mengen Blattläuse auftauchen, ja dann ist man über jede nervige kleine Ameise froh, die diese Biester killt. Denn… Blattläuse sind auf jeden Fall schlimmer als nervige Ameisen. 

 

Nicht jedes Pflänzlein wächst an jedem Ort und versteht sich mit jeder Nachbarschaft.

Schattenpflanzen wachsen im Schatten, andere brauchen direkte Sonne oder gedeihen im Halbschatten. Der ungläubige oder/ und willensstarke Gärtner versucht hin und wieder dieses Gesetz zu brechen und mit viel gutem Zureden das Pflänzchen dazu zu bringen, an einem Ort zu wachsen, wo es nicht hingehört. So schön würde die Pflanze da hinpassen, so gut würde die Blüte zur Rosenstaude aussehen. Wer die Bedingungen der Pflanze nicht respektiert arbeitet gegen die Natur. Das kostet viel Energie und bringt keinen Erfolg.

 

Alle Anstrengung trägt Früchte, die Frage ist nur, wann.

Ein kleines Bäumchen ist schnell gepflanzt, nur bis ich die erste Kirsche davon genießen werde, können Jahre vergehen. Und vielleicht ziehe ich dann in ein anderes Haus und erst mein Nachmieter wird die Früchte meiner Arbeit ernten. Auch das gehört zum Leben eines Gärtners dazu, wie dieses Sprichwort so schön sagt: „Wer Bäume setzt, obwohl er weiß, dass er nie in ihrem Schatten sitzen wird, hat zumindest angefangen, den Sinn des Lebens zu begreifen." ―Rabindranath Thakur

 

Perfektionismus ist ein stressiges Unternehmen und macht nie zufrieden.

Manchmal gibt es nach einem arbeitsreichen Tag im Garten einen Moment, in dem alles passt. Viele Pflanzen stehen in ihrer schönsten Blüte, altes vertrocknete ist abgeschnitten, das Laub ist aufgekehrt, der Sonnenuntergang wirft das schönste Licht auf den Garten und die Vöglein singen ihr Abendlied. Nun kann der Gärtner durchatmen und in Ruhe sein Werk begutachten. Doch die Freude ist von kurzer Dauer, denn er weiß, morgen früh liegt bereits wieder Laub von den umliegenden Bäumen am Boden, wahrscheinlich ist die eine oder andere Blume bereits verblüht und alles beginnt von vorne oder… er erkennt, dass jeder Moment perfekt sein kann, egal ob im Außen alles passt oder nicht. 

 

Alles kommt wieder, nichts geht verloren.

Dann kommt der Herbst. Die Zeit des Rückzugs, die Zeit des vermeintlichen Vergehens. Aber vieles, was oberhalb vertrocknet ist und tot wirkt, lebt in der Erde weiter und bereitet sich bereits auf das kommende Frühjahr vor. Die Zwiebel sammelt alle Säfte und Kräfte und schläft bis es wieder an der Zeit ist, zu sprießen und zu blühen. Manchmal hat man über den Winter vergessen, wo welche Pflanze stand. Dann sind die Überraschung und die Freude im Frühjahr noch größer. 

 

Das Wunder des Lebens.

Auch wenn vieles erklärt, analysiert, wissenschaftlich fundiert werden kann, so ist das eigentliche, das Leben doch ein Wunder. Und dieses begegnet einem glücklicherweise sehr oft im Garten.