Ohne zu verstehen warum, machen wir uns selbst oft das Leben schwer. Wir gefährden unsere Gesundheit durch falsche Ernährung, beenden Beziehungen, die so gut begonnen haben oder verbleiben in Jobs, die uns krank machen. Einem Schritt vorwärts folgen jeweils zwei zurück. Doch warum machen wir das? Warum treffen wir nicht ausschließlich Entscheidungen, die uns wachsen, glücklich und gesund sein lassen?
Oftmals sind sie, zumeist unbewusst, an frühe Traumata gebunden, die immer wieder reinszeniert werden und förmlich nach Erlösung schreien. Sehr oft gibt uns das Leben die Chance, alte Verletzungen in aktuellen Situationen zu begegnen. Nicht selten erkennen wir das erst in fortgeschrittenem Alter und wissen dann nicht, damit umzugehen.
Denn auch diese schmerzhafte Vergangenheit macht uns aus und bildet unsere Identität. Es erfordert Mut, sich von alten Mustern zu lösen und braucht Kreativität, Vertrauen, Selbstliebe und Hilfe von außen, um neue und gesündere Verhaltensweisen zu entwickeln. Denn damit verändern wir uns und unsere Identität von Grund auf.
Das macht Angst und alte Wunden sichtbar. Sobald wir erkennen, dass die meisten unserer aktuellen Probleme oder Schwierigkeiten die Wiederholung von Ursprungsverletzung(en) sind, beginnt die wirkliche Arbeit. Denn ab jetzt gilt keine Verantwortungsabgabe und Schuldzuschreibung nach außen an den Partner oder die böse Welt. Eine „gesunde Veränderung“ führt mit Sicherheit zu einem glücklicheren Leben. Dafür müssen aber zumeist auch einige tiefe Täler durchschritten, furchterregende Dämonen bekämpft und Rückschläge verkraftet werden.
Aber auch als Erwachsener etwas zu bekommen, was wir in unserer Familie nicht erhalten haben, wie z.B. genügend Aufmerksamkeit oder Liebe löst oftmals fast unaushaltbaren Schmerz aus. Denn das erinnert uns an die Zeit, in der wir dieses Gefühl vermisst haben. Es beleuchtet die Leere und die Dunkelheit, in der wir gelebt haben und lässt alte Wunden bluten.
Sehr oft gilt es die ungeschriebenen Gesetze der Ursprungsfamilie oder auch die des Freundeskreises zu befolgen. Dann taucht nicht selten die Frage auf, ob es mir denn gut gehen darf, während meine Mutter oder mein bester Freund. unter ihren Beziehungsproblemen oder einer Krankheit etc. leiden.
Wir Menschen möchten uns zugehörig fühlen. Dazu gehört das Teilen von Gefühlen, sowie auch das Erleben eines ähnlichen „Glücks-Zustandes“. Die Anpassung an äußere Umstände lernen wir bereits in der frühesten Kindheit. Je schwieriger oder toxischer die Familiensituation, desto feinere Sensoren werden vom Kind ausgebildet, um größtmöglich angepasst und unauffällig zu bleiben.
Nicht selten werden diese Mechanismen bis ins Erwachsenenalter aufrechterhalten, obwohl sie uns längst nicht mehr dienlich sind. Im Gegenteil, sie richten sich sogar gegen uns, indem wir durch das Verhaftetsein in alten Mustern nicht adäquat auf aktuelle Situationen reagieren können. Erst die Bewusstwerdung darüber ermöglicht eine veränderte Verhaltensweise. Aber auch jede noch so lange Reise beginnt mit dem ersten Schritt.