Was, Warum, Wie, Wozu?

Als Weltenbummlerin war ich viele Jahre meines Lebens mit den großen Fragen des Lebens im Gepäck unterwegs. In den entlegensten Winkeln der Erde, aber auch beim Studium der Pädagogik, in psychologischen Erklärungsmodellen, philosophischen Erkenntnissen und in meinem langjährigen Berufsleben als Behindertenbetreuerin fand ich Antworten. Vieles aber eröffnete sich mir erst durch meine bewusste Öffnung hin zu einer spirituellen Lebensweise. Heute reise ich nicht mehr viel, erlebe aber jeden Tag von zuhause aus das Wunder des Lebens und der Arten in meinem kleinen Garten und mit meinem treuen vierbeinigen Begleiter, meinem Hund „Bingo“. 

Manches braucht Zeit, um zu reifen. Viele Inputs und Erlebnisse, die sich möglicherweise lange Zeit konkurrierend gegenüberstanden, erscheinen nach Jahren plötzlich klar zuordenbar und ergänzen einander. So erging es mir mit den Disziplinen der Pädagogik, Psychologie, Philosophie und letztendlich der Spiritualität. 

WAS? Die Frage nach dem Was findet sich vor allem in der Pädagogik. Was muss ich lernen, um beruflich und persönlich weiterzukommen, was muss mein Kind erfahren, um zu reifen, was steckt in mir, was möchte ich leben, was möchte ich einmal werden, was sind meine Werte, …? Hinter dem Was versteckt sich also ein Gegenstand, dessen Mittelpunkt die Antwort auf die Frage ergibt.  

WARUM? Die Psychologie ist Meisterin darin, nach dem Warum zu fragen und im besten Fall darauf Antworten zu geben. Warum habe ich mich so entwickelt, wie ich bin, warum habe ich diese und jene Probleme, warum reagiert mein Partner immer auf diese Art und Weise, warum kann ich nicht glücklich sein, …? Das Warum liefert Erklärungsmodelle über mich und die Welt. Die Antworten stammen zumeist aus dem überblickbaren Umfeld und sind strategisch aus verschiedenen Modellen abgeleitet und meistens relativ einfach nachvollziehbar.

WIE? Viele Ansätze „regieren“ die Philosophie. Geht es um ein und dieselbe Thematik bekommt man ganz besonders in der Philosophie unterschiedlichste Antworten aus den verschiedenen Bereichen. Um erst einmal diskutieren beginnen zu können, muss vorab eine gemeinsame Basis des Wissens, der Erkenntnis, sozusagen eine Ausgangslage geschaffen werden. Daraus ergeben sich Aussagen, Haltungen, Erkenntnisse, wie Philosophen unterschiedlicher Epochen, Schulen, Disziplinen an das Problem oder die Fragestellung herantreten. Die dann oftmals persönliche Antwort gliedert sich zumeist in be- oder entstehende Schubladen des Denkens und regen im besten Fall an, dies auch als Konsument dessen zu tun. 

WOZU? Die Frage nach dem Wozu als eine der letzten, die Frage nach dem Sinn des Lebens als Krönung aller Fragen. Ist das Was in der Pädagogik relativ einfach zu erkennen, schraubt sich die Schwierigkeit über das Warum und Wie zum Wozu massiv in die Höhe. Äußerst herausfordernd sind dann Fragen wie, wozu lebe ich, wozu musste ich diese oder jene Schwierigkeiten oder Krankheiten erleiden, wozu hat diese Krise gedient, …? Um darauf Antworten zu finden, bieten sich Spirituelle Schulen, Methoden und Religionen an. Die einfachste und schwierigste Methode zugleich ist es für die meisten Menschen, das eigene Herz und/oder Gott zu befragen. 

Auf welcher Ebene man nun Antworten auf Fragen sucht und hoffentlich auch findet, ist jedem Menschen selbst überlassen. Für viele ist es eine Mischung unterschiedlicher Ebenen, andere beschäftigen sich ausschließlich mit einer. Ich denke, es ist gut über die unterschiedlichen Ansätze Bescheid zu wissen. Zugegebenermaßen wird es dadurch nicht einfacher, aber es zeigt sich ein „realistischeres Bild“ eines höchst komplexen Konglomerats an Themen, Fragen und Antworten, die letztendlich einander ergänzend betrachtet, auf die eine Wahrheit hinweisen, auf das Wunder des Lebens. (Foto: Attila Izmir)