Generation Z

Probleme und Lösungen.

 

„Ich habe überhaupt keine Hoffnung mehr in die Zukunft unseres Landes, wenn einmal die Jugend von heute unsere morgigen Männer stellt. Unsere Jugend ist unerträglich, unverantwortlich und entsetzlich anzusehen.“, soll Aristoteles vor über 2000 Jahren gesagt haben. 

Diesen oder ähnliche Sprüche kennt man doch auch über die heutige Jugend, oder? Aber, wenn die Jungen immer schon diejenigen waren, denen das Erbe unserer Vergangenheit und die Verantwortung für die Zukunft nicht zugetraut wurden, so werden vermutlich die Gründe dafür damals andere gewesen sein.

 

Psychische Erkrankungen, Bildungsdefizite, Narzißtischer Individualismus

Was sind nun die Gründe dafür,

  • … dass die Zahlen psychischer Erkrankungen heute bei jungen Menschen jährlich steigen? Laut der Studie der Donau-Universität Krems, 2021 leiden 38 % der Burschen und 62 % der Mädchen an einer mittelgradigen Symptomatik von Depression.
  • … dass es eine nicht minder große Anzahl an Schulabgängern gibt, die des Lesens oder Schreibens nicht oder nur mittelmäßig mächtig ist? Im Schnitt kann jeder vierte Schüler laut PISA-Studie nicht sinnerfassend lesen.
  • … dass es die Jugendlichen oftmals aufgrund mangelnder sozialer Kompetenz nicht schaffen, einen tragfähigen Freundeskreis aufzubauen oder eine berufliche Ausbildung abzuschließen und sich immer mehr in Richtung eines narzißtischen Individualismus bewegen? 

 

Die Welt im Umbruch

Unsere Welt befindet sich im Umbruch. Veränderungen, die sich in den letzten Jahrzehnten angebahnt haben, zeigen sich nun in voller Intensität im Kleinen wie im Großen. Familien zerbrechen, Identitäten lösen sich auf, Regierungen bieten keine Sicherheit mehr, an manchen Tagen scheint die Welt und der ganze Kosmos auseinanderzubrechen.

Neben diesen dunklen Wolken scheint die Sonne; die vermeintliche Sonne der unendlichen Konsumgüter, der aufstrebenden Technologien und maßlosen Möglichkeiten, für einige zumindest. Aber die rasend schnelle globale Glitzerwelt hat ihren Preis.

 

Facts

Neuroplastizität des Gehirns

Das Gehirn von jungen Menschen ist etwa bis zum 22. Lebensjahr nicht vollständig ausgebildet und unterliegt in der Pubertät einem gewaltigen „Umbau“. Neuroplastizität bedeutet, dass dieser Umbau benutzungsabhängig geschieht. Das heißt, es werden diejenigen Teile des Gehirns (besser) ausgebildet, die hauptsächlich benutzt werden. Die Frage nach den negativen Auswirkungen von „Ego-Shooter“-Spielen, Porno-Konsum etc. dürfte damit beantwortet sein.

 

Peergroup-Orientierung

Das Phänomen der „Peergroup-Orientation“ wurde in den USA und in Kanada ausführlich erforscht. Erstmals werden Kulturwerte nicht mehr vertikal (von der Generation der Älteren hin zu den Jüngeren) weiteregegeben. Auf Peergroup-Ebene funktioniert „Lernen am Modell“ nicht, es existieren keine Erfahrungswerte und die Weitergabe von sozialen Grundwerten von Menschen mit eigenständiger Identität. Hier herrscht Rangdynamik, aber keine entwicklungsgerechte Begleitung.

 

Moderne Medien und andere Drogen

Durchschnittlich 70 Stunden pro Woche sind Kinder und Jugendlich online. Echte soziale Netzwerke werden immer dünner und Autismus-assoziierte Erkrankungen häufiger. Kinder und Jugendliche werden zu Süchtigen einer nicht stoffgebundenen Droge. 

Entzugserscheinungen führen zu aggressivem Verhalten. Konzentrationsstörungen, ADHS, Schlaf-Defizit nehmen zu. Darüber hinaus werden Jugendliche zu „Opfern“ der Industrie und einer Mainstream-Haltung - je nach Belieben. 

Das vermeintlich „frühe Erwachsensein“ gilt als cool. Alkohol, Nikotin, … gehört da immer noch dazu. Dies bewirkt bei Jugendlichen, wie schon lange bekannt, einen ungleich größeren Schaden als beim Erwachsenen.

 

Die Lösung?

Leitfigur und Grenzen

Das Schaffen einer zuverlässigen und tragfähigen Beziehungen beginnt nicht erst mit dem 13-jährigen Pubertierenden, sondern ab dem Tag 1. Dafür braucht es Liebe und Verständnis, aber auch klare und konsistente Regeln, Grenzen. „Eigene“ (familiäre) Werte außerhalb der, sich ständig ändernden Mainstream-Realität geben Sicherheit. 

 

Vorausschauendes Planen

Autonomie-Erfahrungen ermöglichen: entwicklungsangepasst und mit dem Hintergrund, dass mehr Freiheit eben auch mehr Verantwortung mit sich bringt. „Vorausschauendes Planen“ ist eine komplexe Hirnleistung, die erst mit vollständig ausgebildetem Frontalhirn funktioniert. 

 

Schöpfen statt Konsumieren

Mainstream-Haltungen reflektieren schafft die Basis, Eigenes zu schöpfen. Es entsteht Selbstbewusstsein und damit eine echte Freiheit, sich zu entscheiden, wo man mitmachen möchte oder nicht. Der Wert der persönlichen Wahlfreiheit steigt, aber nur wenn das „Think out oft the Box“ auch trainiert wird. 

 

Nachreifen zum Erwachsenwerden

Wenn die Begleitung hin zu Autonomie und Lebenskompetenz in frühen Jahren durch Eltern oder Bezugspersonen nicht ausreichend war oder bestimmte Umstände behindernd wirkten, bedarf es der Möglichkeit, Räume für dieses Nachreifen zu schaffen. 

Schulen oder Lehrlingsausbildungs-Stätten bieten neben der fachlichen Ausbildung immer mehr Begleitung zur psychosozialen Kompetenzerweiterung, wie z.B. “Mentale Trainingsprogramme” etc. für ihre Schützlinge an.

 

Natürliche Bewegungsräume und echte Beziehungen

bieten Leben. Zugegebenermaßen braucht es viel, die Attraktivität der Technologie zu überbieten. Das heißt aber nicht, dass man es aufgeben sollte, Angebote zu setzen und sich für ein „Real ist das neue Sexy“ einzusetzen. Immerhin funktioniert die Maschinerie auch auf der anderen Seite. Vielleicht ist es im Endeffekt nur eine Frage des guten Marketings, Jugendliche wieder für Waldspaziergänge und Monopoly-Abende zu begeistern. ;-)